ENSEMBLE MOXOSIn der Spur das Paradieses Bolivianische Barockmusik und Kulturen des bolivianischen Tieflands – Musik eröffnet Dialog, überwindet Grenzen
Das indigene Ensemble Moxos aus San Ignacio de Moxos im bolivianischen Teil des Amazonas spielt Barockmusik und führt damit eine 300jährige Tradition fort. Im 17. und 18. Jahrhundert versuchten Jesuiten in Lateinamerika zusammen mit den Ureinwohnern ein christliches Gegenmodell zur herrschenden Ausbeuter- und Sklavengesellschaft zu etablieren (manchen vielleicht aus dem Film "The Mission" bekannt). Aus der fruchtbaren Begegnung zweier Kulturen entstanden neue Formen und Stile. Der Missionsbarock zeugt von der Verschmelzung der indigenen und der europäischen Kultur. Viele Ureinwohner ließen sich mit Hilfe der Musik missionieren - bis 1767 die Jesuiten aus Südamerika vertrieben wurden. Die Moxeño-Indianer bewahrten ihre alten Notenhandschriften auf und hielten die Tradition im Verborgenen lebendig. 1994 hat eine Ordensfrau aus Spanien die Idee gehabt eine Musikschule zu gründen, in der das Erbe aus den Jesuitenmission in San Ignacio de Moxos wieder mit Leben erfüllt wird. Sie bemühte sich fortan um Instrumente und knüpfte Kontakt zu Musikpädagogen. 1999 gewann die Ursulinenschwester mit Jiri Sommer einen tschechischen Violisten, der das Orchester San Ignacio aus der Taufe hob. Das Erbe der Jesuiten-Siedlungen wird seitdem in San Ignacio de Moxos neu belebt und gepflegt.
Sechs Städte der Chiquitania zählen heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Musikschule von San Ignacio wird unterdessen von Antonio Puerta professionell geleitet. Seine Frau, Raquel Maldonado (geb. 1978), erlangte mit dem Barock-Ensemble national und international Anerkennung. Entstanden ist ein unglaubliches Sozialprojekt, welches darüber hinaus einen wertvollen kulturellen Beitrag leistet. Die Ausbildung der jungen Musiker, welche ausnahmslos aus der Chiquitania stammen, ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Internationale Tourneen sind wichtig für den Unterhalt der Musikschule. Nur mit dieser Unterstützung können auch Kinder aus armen Familien ein Instrument erlernen. Durch Spenden, Preisgelder und Tourneen kann der Betrieb der Musikschule am Laufen gehalten werden.
Wenn das Ensemble auftritt, ertönen Geigen, Bratschen und Celli. 20 Kinder und Jugendlichen singen, tanzen und musizieren. Die Klänge erzählen eine spannende Geschichte von den Leistungen der Jesuiten, die ohne Gewalt und Vertreibung ein Utopia im schwer zugänglichen Urwald zu errichten versuchten, einen blühenden Staat, der eineinhalb Jahrhunderte bestand. Das musikalische Zusammenspiel ist ebenso eine Chance, das Selbstvertrauen der Indigenen in ihre Fähigkeiten zu stärken, kulturelle Identitäten zu bewahren und Ideale zu verwirklichen. Diese Veranstaltung wird von der Stiftung Dey unterstützt.
Eintritt 14 Euro |
Mittwoch, 30. September 2015 | 20:00 Uhr
KLOSTER ARNSTEIN | Klosterkirche