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Jacques Offenbach Gesellschaft

Verliebt, verlobt, verheiratet... Ein Ehemann vor der Tür

 

Operette in einem Akt von Jacques Offenbach mit einem Vorspiel nach einer Idee von Annegret Ritzel.

 

 offenbach MG 0188 600

 

Jacques Offenbachs „Ein Ehemann vor der Tür“

 

Juni 1859 – ein Monat der Schlachten und Triumphe für Österreichs Gegner im Zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg, Sardinien-Piemont und Frankreich. Turbigo, Magenta, Solferino – seit gut 150 Jahren halten Namen im Pariser Straßennetz die Erinnerung an diese teils leicht, teils schwer erkämpften Siege wach. Von diesen Vorgängen unberührt geblieben scheint damals jedoch das Leben in der italienfernen Kapitale. So kommt es, daß Jacques Offenbach seinen Einakter „Un mari à la porte“, wie der Originaltitel lautet, zwei Tage vor dem Gemetzel von Solferino in seiner Sommer-Dependance an den Champs-Élysées planmäßig zur ersten Aufführung bringt, am 22. Juni. Aber auch im gedemütigten Österreich hat man kein Problem mit der Unterhaltungsbranche, wie man auch nicht nachtragend ist, was den Kulturimport aus Feindesland angeht. Der Wiener Carl-Theater-Direktor Johann Nestroy kann deshalb die Übernahme von Offenbachs Sommerproduktion ankündigen. Unwidersprochen seitens der Behörden, wiewohl auch ohne Offenbachs Autorisierung, weshalb das Stück schon Ende Dezember „nach dem Französischen von Carl Treumann“ textlich bearbeitet und „[f]ür die hiesige Bühne eingerichtet und instrumentirt von [Kapellmeister] Carl Binder“ als „Der Ehemann vor der Thüre“ seine Wiener Premiere feiert. Die Kritik moniert allerdings die „etwas einförmige und oft grobkörnige, von der Posse her gewohnte Art der Orchestration“ und äußert den „gewiß berechtigten Wunsch: Offenbach’sche Musik einmal doch auch in der ursprünglichen instrumentalen Fassung kennen lernen zu wollen“. Dazu muß sie sich indes gedulden, bis Offenbach dann während seines ersten Wiener Dirigiergastspiels an Treumanns Franz Josephs-Quai-Theater am 30. Januar 1861 auch den „Ehemann“ vom Pult aus leitet.

 

Offenbachs kleine, eine Ouvertüre und sechs Nummern von unterschiedlichem Umfang zählende Partitur vermag erneut zu begeistern. So beschwingt ist diese Musik, so witzig, elegant und kunstfertig komponiert das Duett, das Terzett, Quartett und auch das Solo für Sopran im Walzertakt, das, schenkt man dem damals schon existierenden Figaro glauben, „alle Klaviere Frankreichs“ nachspielen. Überhaupt spielen Tanzrhythmen eine wichtige Rolle, als Walzer, Mazurka oder Polka, der Gattung Operette gemäß, aber auch dramaturgisch der Ballsituation der Handlung geschuldet. Anders als beim direkten Vorgänger, dem grandiosen „Orpheus in der Unterwelt“, scheint jetzt offensichtlich: Dieser „Ehemann“ ist eine Empfehlung für die ehrwürdige Opéra-Comique, musikalisch wie auch in der Behandlung des Sujets. Platz für Schlüpfrigkeiten wäre genug: Ein Windhund (Florestan), der auf der Flucht vor einem Ehemann im Boudoir einer jungen Frau (Suzanne) landet, und dies am Abend ihres Hochzeitstags! Doch die Kontrolleure des guten Geschmacks und Anstands können ihre Leser beruhigen: Das Lachen darf sich ‚frei entfalten‘, „ohne Bedenken und mit gutem Gewissen“. Offenbachs Librettisten, die Vaudevillisten Alfred Delacour und Léon Morand, sind geübte Jongleure. Zwei sehr menschliche Nöte halten ihre kleine Komödie voller Peripetien unaufhörlich in Bewegung: Wie kann der Eindringling einem potentiell rachedürstigen Ehemann entkommen, der vor einem im dritten Stock befindlichen Zimmer um Einlaß bittet? Was ist andererseits zu tun, um die bräutliche Ehre vor falschem Verdacht zu bewahren? 

Die hierfür angebotenen Lösungen sind erwartungsgemäß so buffonesk wie grotesk und zum zweifellos berstenden Vergnügen des zeitgenössischen Publikums durch literarische Anspielungen scherzhaft seriös legitimiert. Wenn daher Florestan nur der Sprung aus dem Fenster bleibt, ist sein Blick in den Abgrund eben der von Claude Frollo, der in Victor Hugos „Glöckner von Notre-Dame“ tatsächlich in die Tiefe stürzt. Nicht mehr gegenwärtig ist heute dagegen die „Situation von Antony im 5. Akt... als der Oberst d’Hervey seine Frau überrascht“, wie sie Florestan bei Offenbach ins Gedächtnis ruft. „Antony“ – das ist ein einmal wegen seines Schlusses berühmtes und viel diskutiertes Schauspiel des älteren Alexandre Dumas, weil dessen Held die Frau des Obersten, die er gegen ihren Widerstand zu seiner Geliebten gemacht hat, um ihre Ehre zu retten – und auf deren dringliches Bitten! –, tötet, als ihr Mann vor der Tür steht. Gleichermaßen brenzlig spitzt sich die Situation in Offenbachs Operette zu, ohne freilich den Ernstfall eintreten zu lassen – eine Feuerwerksrakete, die für einige Sekunden brillanten Effekt macht in einem temporeichen kleinen Stück, das mit dem Offenbach-Biographen Jean-Claude Yon ein Solitär im Repertoire von Offenbachs Théâtre des Bouffes-Parisiens war und immer noch ein Offenbach von ganz besonderer Güte ist.

 

Inwieweit dieser „Ehemann“ ein Sesam-öffne-dich gegenüber den beiden maßgeblichen Pariser Musiktheatertempeln, Großer Oper wie Opéra-Comique, gewesen ist, ist als Frage nicht so wesentlich. An dieser Stelle genügt es festzuhalten, daß bei Jahresende 1860 sowohl Oper wie Opéra-Comique mit dem romantischen Ballett „Le Papillon“ und der Buffo-Oper „Barkouf“ jeweils ein Werk von Offenbach im Spielplan führten.

 

 

Inszenierung Annegret Ritzel
Musikalische Leitung/Klavier Felix Barsky
Korrepetition Hande Yusumut
Kostüme Gera Graf

 

Martel, Justizbeamter Michael Feigl
Florestan Ducroquet, Komponist Bernhard Viktorin
Rosita, Brautjungfer Juliette Khalil
Suzanne, Braut Anna-Sophie Kostal

 

Felix Barsky 

Aus Moskau kommend, studiert der junge Pianist seit 2015 an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien im Fach Dirigieren. 2016 übernahm er die musikalische Leitung bei den „Schäfern“ der Bad Emser Jacques-Offenbach-Tage.

 

Michael Feigl

Nach einem Studienjahr am Konservatorium von Shanghai, bildet sich der junge Bariton aktuell an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien bei Maria Bayer fort. Seit 2013 singt er im Chor der Wiener Volksoper und ist Mitglied im Ensemble Oper@Tee, wo er in den Carl-Zeller-Operetten „Der Obersteiger“ und „Der Vagabund“ sein komisches Talent als Operettenbuffo unter Beweis stellen konnte. 2016 wirkte er mit bei den „Schäfern“ der Bad Emser Jacques-Offenbach-Tage.

 

Gera Graf 

Über 500 Produktionen hat die Wiener Kostümbildnerin bisher an großen und kleineren Häusern von Wien über Kopenhagen bis Paris ausgestattet, so u. a. zwischen 1999 und 2003 die Aufführungen von „Nabucco“, „Tosca“ und „Aida“ bei den Festungsspielen Ehrenbreitstein. Für die Bad Emser Jacques-Offenbach-Tage arbeitet sie seit 2012. 2017 ist sie in der Kategorie „Beste Ausstattung“ für ihre Kostüme zu „Die Sache Makropulos“ am Tiroler Landestheater Innsbruck für den Österreichischen Musiktheaterpreis nominiert.

 

Juliette Khalil

Die in Wien geborene Sopranistin sang zunächst im Kinderchor der Wiener Staatsoper. Ab 2011 studierte sie am Konservatorium der Stadt Wien im Fach Sologesang und spezialisierte sich 2013 auf das Musikalische Unterhaltungstheater. 2012 kam sie erstmals nach Bad Ems, wo sie u. a. in „Fortunios Lied“ und „Le Carnaval des revues“ von Jacques Offenbach mitwirkte. 2015 war sie das Klärchen („Im weißen Rößl“) des Kufsteiner Operettensommers und wurde Ensemblemitglied der Wiener Volksoper. Zu ihren Rollen gehören u. a. das Taumännchen („Hänsel und Gretel“), Papagena („Die Zauberflöte“), Jessie („Axel an der Himmelstür“), Barbarina („Die Hochzeit des Figaro“), Mabel („Die Zirkusprinzessin“) und demnächst auch Ciboletta („Eine Nacht in Venedig“ )sowie der Pinocchio in der österreichischen Erstaufführung der gleichnamigen Oper von Pierangelo Valtinoni.

 

Anna-Sophie Kostal

2015 war sie die Etelka in Nico Dostals „Die ungarische Hochzeit“ beim Lehár-Festival in Bad Ischl und ebenda 2016 die Juliane von Reckenburg in Franz Lehárs selten gespielter Operette „Die Juxheirat“. Die gebürtige Wienerin studiert derzeit an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien bei Uta Schwabe. 2013 wirkte sie mit in den Bad Emser Aufführungen von „Le Carnaval des revues“ und „Fortunios Ensemble der deutschen Erstaufführung der „Schäfer“ bei den Bad Emser Jacques-Offenbach-Tagen.

 

Annegret Ritzel

Die gebürtige Bad Emserin studierte in Wien und München Theaterwissenschaft, Soziologie und Philosophie. Ihre zahlreichen Regieverpflichtungen führten sie u. a. an die Berliner Staatsoper, die Oper Frankfurt („Norma“), das Stadttheater Nürnberg („Lulu“), das Staatstheater Karlsruhe („La Gioconda“), das Hamburger Thalia-Theater und das Düsseldorfer Schauspielhaus. 1978–87 lehrte sie Schauspiel und Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München und war von 1989–91 Hausregisseurin am Theater Dortmund. 1991 kam sie als Oberspielleiterin an das Staatstheater Wiesbaden, wo sie von 1992–97 das Schauspiel leitete. 1999–2009 war sie Intendantin des Theaters der Stadt Koblenz. Seit 2010 vertritt sie als 2. Vorsitzende die künstlerischen Belange der Jacques-Offenbach-Gesellschaft e.V. Bad Ems. In dieser Funktion inszenierte sie u. a. 2012 „Fortunios Lied“, 2013 „Le Carnaval des revues“, 2014 die „Pariser Tanzaktion“ „Himmlische Mogador“ und 2016 „Die Schäfer“.

 

Bernhard Viktorin

Der diplomierte Betriebswirt mit der Stimmlage Tenor studierte 2003–07 am Konservatorium seiner Heimatstadt Wien im Studiengang Musikalisches Unterhaltungstheater. Seine Engagements liegen schwerpunktmäßig im Musical-Bereich, so u. a. 2010/11 in „Sister Act“ am Operettenhaus Hamburg und im Wiener Ronacher, 2013 „Sunset Boulevard“ am Stadttheater Klagenfurt und 2014 „Der Besuch der alten Dame“ im Ronacher. Seit 2014 tourt er mit seinem Musikkabarett-Projekt „Be2 – in den Beziehungskisten“ sehr erfolgreich durch ganz Österreich. Zur Zeit kann man ihn außerdem mit Juliette Khalil in einem eigenen Programm aus Operettenmelodien und Wienerliedern erleben.

 

 

 

Eine Produktion der Jacques-Offenbach-Gesellschaft Bad Ems 

www.j-o-g.org

 

Spielort: Schützenhof, Bad Ems, Römerstraße 33

Karten: 30 Euro

 

Samstag, 17. Juni 2017 | 20:00 Uhr

BAD EMS | Schützenhof

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