Richard Wagner | HeNrik Ibsen Der fliegende Holländer“ zu Gast bei der „Frau vom Meer Ein Musik-Theaterabend Obskure Liebesgeschichten aus dem Norden.
Nach Henrik Ibsen mit Musik von Richard Wagner
Uraufführung, Neufassung: Annegret Ritzel Wagners SENTA und Ibsens ELIDA haben etwas gemeinsam: Die Sehnsucht nach dem Meer, nach dem Unbekannten, dem Geheimnisvollen, ja sogar dem Grauenvollen. Beide glauben an eine magische Liebesbeziehung zu einem fremden Mann, den sie nur kaum oder sogar nur von einem Bild her kennen. Die bleiche Senta sehnt sich danach, den ebenso „bleichen“ Seemann vom Fluch zu erlösen indem sie ihm ewige Treue schwört. Umsonst, denn ein dummes Missverständnis macht ihren Vorsatz zu nichte. Verzweifelt stürzt sie sich ins Meer: ein tödlicher Liebesbeweis. Ganz anders Ibsens ebenso bleiche „liebeskranke“ Elida, die im Konflikt zwischen magischer Sehnsucht und ehelicher Verpflichtung begreift, dass ihre eigentliche Sehnsucht der Befreiung aus patriarchalischer Bevormundung gilt.
Seit der griechischen Antike haben sich schreibende Männer mit der Identität von Frauen beschäftigt. War es zunächst Euripides mit seiner Antigone, später zur Zeit der Klassik Goethe mit der Neuauflage der Iphigenie, so wagt nun Henrik Ibsen mit seiner Untersuchung der „Frau vom Meer“ etwas von der weiblichen Gefühlswelt zu verstehen, die allerdings auch dem ärztlichen Ehemann ein Rätsel bleibt, denn, so meint er: "Alle herkömmlichen Mittel der Medizin versagen."
Ibsen, ein früher Verfechter der weiblichen Emanzipation, hat eine Lösung parat: Darf die Frau entgegen der Bevormundung durch den Mann FREI über ihr Schicksal mit allen Konsequenzen entscheiden, so ist schon viel gewonnen: Eine nordische Emanzipationsgeschichte also im gebildeten Bürgertum.
Ganz anders bei Richard Wagner, der sich der nordischen Mythologie zugewendet hatte. Auch er befaßt sich mit der nordischen Frau, hier aus dem Kleinbürgertum. SENTA, so heißt sie, Tochter eines Seemanns, die sich, ähnlich wie Ibsens ELIDA, einem abwesenden ja sogar gänzlich unbekannten Manne verschrieben hat. Ihn zu retten vor dem Fluch des christlichen Teufels schwört sie ewige Treue und besiegelt diesen Schwur durch Selbstmord, auch eine starke Form der Identitätsfindung: Die Wahrheit ist ihr wichtiger als ihr Leben.
Interessant in beiden Fällen ist, dass die Frauen keine Mütter haben. Das heißt, sie haben jeweils einen Vater ohne Frau. Und es gibt bei beiden keine weibliche Identifikationsperson, die ihnen Vorbild oder Orientierung gewesen wäre.
Die Regisseurin Annegret Ritzel hat beide Stücke zu einem Abend zusammengebunden in einer eigens für das Festival geschaffenen Fassung. Sie erleben zwei Frauen, deren Thema die weibliche Treue ist zu einem abwesenden oder vielleicht sogar toten Mann - wie viele Witwen hat es nach den Weltkriegen gegeben, die ungewollt ein ähnliches Schicksal gehabt haben.
Der Dirigent und Pianist Rhodri Britton begleitet die Sänger/innen Claudia Grundmann, Tim Reuter und Derrick Ballard, beide bekannt in Bad Ems von der Aufführung von Hoffmanns Erzählungen im Jahr 2019 im Marmorsaal.
Die Schauspieler sind in der Titelpartie Susanne Schäfer, dann Luisa Camille Tritzschler, Johanna Zielinsky, Bruno Lehan, Dominik am Zehnhoff-Söns und Markus Angenvorth.
Fotos: links und Mitte: von den Künstlern zur Verfügung gestellt, ganz rechts: Angenvorth_Markus_©_Fernando Gelaf
Besetzung:
Susanne Schäfer, Derrik Ballard, Claudia Grundmann, Johanna Zielinsky, Luisa Camille Tritzschler, Dominik Am Zehnhoff-Söns, Markus Angenvorth, Bruno Lehan, Tim Reuter, Miguel Abrantes Ostrowski Musikalische Leitung: Rhodri Britton
Text, Regie und Bühne: Annegret Ritzel 17.00 Uhr: Künstlertalk mit John Deathridge: „Die bleiche Senta“ Entfällt leider!!!
Professor John Deathridge, bekannter Wagner Forscher und Herausgeber der neuen Wagner-Gesamtausgabe, - er kennt jede Note von Wagner - , wird sich vor der Vorstellung mit den beiden Darstellerinnen über diese obskuren Liebesgeschichten unterhalten.
Eintritt frei. Spenden willkommen. Anmeldung unbedingt erforderlich! |
Samstag, 06. November 2021 | 19:00 Uhr
BAD EMS | Marmorsaal